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Barmherzigkeit – wichtiger denn je
Gedanken zur Jahreslosung 2021

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ So lautet die Jahreslosung. Aber was bedeutet „barmherzig“? Im Duden steht: „mitfühlend, mildtätig gegenüber Notleidenden; Verständnis für die Not anderer zeigend“. In der Umgangssprache benutzen wir das Wort kaum. Aber zum Glück erklärt Jesus es im Gleichnis vom „barmherzigen Samariter“: Ein Mensch ist auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho von Räubern überfallen worden. Es ist mitten im Gebirge. Es ist karg, heiß und einsam. Wer hört da einen, der halbtot am Boden liegt und um Hilfe schreit? Ein Priester und ein Levit gehen vorbei, ohne sich um ihn zu kümmern. Nur ein Samariter hilft.


 

Der Samariter denkt nicht lange nach. Er fragt nicht, „was wird aus mir, wenn ich dem Überfallenen helfe?“ sondern „was wird aus dem Verletzten, wenn ich ihm nicht helfe?“ Er handelt, ohne sich um Herkunft, Glauben oder Volkszugehörigkeit des Verletzten zu kümmern. Dabei hätte er als Samariter allen Grund, einem Israeliten nicht zu helfen, waren beide Volksgruppen damals doch miteinander verfeindet.

           

Aber diese Überlegungen spielen keine Rolle, sagt Jesus. Ob ich „barmherzig“ bin oder nicht, entscheidet sich in der konkreten Situation. Barmherzigkeit ist kein theoretisches Konzept, über das man lange diskutieren kann. Sie ist kein Gefühl, das Gefühl bleibt, sondern erweist sich im Handeln auf dem gefährlichen Weg von Jerusalem nach Jericho. Sie zeigt sich heute, wenn Menschen Flüchtlingen in den Lagern auf den griechischen Inseln helfen oder Obdachlosen in Berlin. Sie erweist sich in den Pflegeheimen hier und auf den Flüchtlingsbooten im Mittelmeer oder mitten in der Nachbarschaft.

           

Die Jahreslosung ist aber nicht nur eine Aufforderung an uns zu handeln. Sie beschreibt Gottes Wesen: Gott ist barmherzig. Das wird besonders deutlich in Jesu Handeln. Er kümmert sich um die „unter die Räuber Gefallenen“, heilt Kranke und sucht die auf, die sich verirrt haben oder von der Gesellschaft ausgestoßen wurden. Er hat ein Herz für Notleidende. Das zeigt Ernst Barlachs Lithographie. Fürsorglich kniet sich Jesus vor einem Kranken hin und fasst ihn behutsam an. Er weiß, der Kranke braucht seine Hilfe. Deshalb ist er ganz für ihn da, ist „barmherzig“ zu ihm. So ist er zu uns allen, weil wir sein warmes, uns zugewandtes Herz brauchen.

           

Zurzeit werden Menschen häufig danach beurteilt, ob sie „Gewinner“ oder „Verlierer“ sind. Nur der gilt etwas, der sich durchsetzen kann. Da wirkt die Jahreslosung veraltet. Aber die Flüchtlingskrise vor fünf Jahren hat gezeigt, dass viele Menschen bereit sind, barmherzig zu handeln, wenn sie Menschen in Not sehen. Deshalb kommt die Jahreslosung zur rechten Zeit. Die Welt braucht „barmherzige Samariter“ auch im neuen Jahr!

 

Es grüßt Sie Pfarrer Andreas Schiel

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